eatprayohfuck - Sundays die Panikattacke
BLOG,  DAILY LIFE,  SUNDAYS

#2 SUNDAYS… die Panikattacke…

Der Morgen fühlt sich ganz ok an. Nicht super, aber eben auch nicht schlecht. Die Erkältung hängt immer noch ziemlich fest, aber ich brauche das Gefühl von „am Leben sein“. Ich putze hier ein bisschen, schaffe dort ein bisschen Ordnung, sortiere Kram von links nach rechts und bin ganz zufrieden mit meiner Produktivität.

Ich könnte was schönes kochen, geht es mir durch den Kopf. Vielleicht in aller Ruhe durch den Supermarkt schlendern, einkaufen und dann ab an den Herd.

Alles fühlt sich an, wie in Zeitlupe… die Jacke anziehen, die Schuhe anziehen, die Müllbeutel in die Hand nehmen. Ich stehe in meinem Flur, mir ist schlecht, mein Herz rast. „Schalt es aus, schalt es aus, schalt es aus“… schreit es in meinem Kopf. Ich gehe die 3 Stockwerke hinunter, atme die frische Luft ein und versuche die innere Balance wiederzufinden. Aber… ich muss nochmal hoch. Eine Mülltüte habe ich vergessen und wenn ich die nicht hole, freuen sich die Hunde und verursachen Chaos.

Die 3 Stockwerke fühlen sich endlos an. Ich schließe die Tür auf und bekomme kaum Luft. Ich falle auf mein Sofa und dann lässt sie sich nicht mehr aufhalten… die Panikattacke.

Eine Welle der Dunkelheit tobt durch mich hindurch und bahnt sich ihren Weg nach außen.

Seit fast 3 Wochen bin ich von meiner Ärztin aus dem Verkehr gezogen und so sehr es in den ersten Tagen ein innerer Kampf war das zu akzeptieren, so sehr hilft es mir gerade. Ich bin zur Ruhe gekommen, kann gesund werden, noch ein bisschen verweilen und wieder starten mit… Ausgeglichenheit und Kraft und neu.

Es ist ein bisschen so, als hätte jemand für mich eine Entscheidung getroffen, die sehr gut tut. In Wirklichkeit aber, habe ich die Weichen selber gestellt und Hilfe gesucht und in Anspruch genommen und der wichtigste Moment dabei war… auf einen Menschen zu treffen, der dich sieht… ohne viele Worte. In diesem Fall eben, diese eine Ärztin, die innerhalb von Sekunden meine Not erkannt und gehandelt hat. Ich bin unendlich dankbar dafür.

Ich erhole mich. Es gibt nur 2 Möglichkeiten… Notbremse oder Klinik und Klinik war für mich keine Option, weil das diesen neuen, sanft eingeschlagenen Weg, schlichtweg zerstören würde.

Seit 8 Jahren nehme ich… zum ersten Mal… wieder mich selbst wahr und was ich! brauche und das ist gar nicht mal so viel. Ich hatte mich verloren, nach der Trennung und im ewigen Kampf um Existenz und eine gute Mutter zu sein. Alles in mir war darauf ausgerichtet meinen Sohn unbeschadet auf seinen Weg zu führen. Das ist mir gelungen und ich bin verrückt stolz darauf. Ihn so zu sehen ist auch ein Teil meines Heilungsprozesses.

Liebe und Vertrauen. Ich kann das in andere Menschen fließen lassen, nur nicht in mich selber.

Der Mai in diesem Jahr hat neue Weichen gestellt. Zum Glück. Aber die letzten Monate war ich eben auch mit mir selber konfrontiert. Es gab endlich die Zeit dazu. Es gab Feierabend und Wochenenden und nicht die ständige Not, sich Gedanken über die eigene Existenz machen zu müssen.

Für meinen Sohn bin ich manchmal noch Ratgeberin, aber es gibt keinen Erziehungsauftrag mehr im klassischen Sinne. Er ist erwachsen und ebnet sich gerade seine eigenen Wege. Und ich bin dieser riesengroßen Verantwortung entwachsen und sitze nun auf dem Rang als Zuschauerin und ich beginne das zu genießen.

Ich bin nicht unwissend und keineswegs naiv. Ich hatte nur gehofft, dass der neue Weg den emotionalen Ballast abwerfen würde, aber das tat er nicht. Voller Hoffnung… landete ich… in einem (für mich) falschen Umfeld. Von außen passte alles, aber von innen passte… tatsächlich… gar nichts.

Was sich nach Glück, Erleichterung und Neuanfang anfühlen sollte, wurde zur Qual. Ich war innerlich zerrissen zwischen „was ich fühlen müsste und was ich tatsächlich fühlte“. Ich wollte nicht nochmal neu aufbrechen, ich wollte einfach nur mal sein dürfen, zur Ruhe kommen, sehen wer ich bin und wohin mich meine ganz persönliche Reise führt.

Aber… sind wir mal ganz ehrlich… einfach sein zu dürfen, ohne die Miete zahlen zu können… ist bisschen doof. Also war die Konsequenz: KEINE! Ruhe, sondern ein erneuter Aufbruch, der nochmal viel Kraft kostete, denn was ich nicht mehr hatte war… Selbstvertrauen.

Die vergangenen Wochen waren also ein Abenteuer, was ich nicht gebucht hatte… Ausgang ungewiss, aber wenn ich mental gesund bleiben möchte, musste ich handeln und das tat ich.

Wie notwendig das war, merke ich erst jetzt. Aber es hat auch, das noch minimal vorhandene, Selbstvertrauen gekostet, weil es alles in Frage gestellt hat… die eigene Existenz und vor allem… mich selbst.

Trotzdem hat sich etwas verändert.

Diesmal bin ich aufgestanden und zwar für mich.

Nur für mich.

Ich bin 46 und es liegen mindestens noch 20 arbeitsreiche Jahre vor mir. Möchte ich die mit dem Gefühl von „ich quäle mich“ oder mit Freude und guter Energie verbringen? Für mich liegt die Antwort klar auf der Hand und das bedeutet eben auch, sich erneut aus der Komfortzone zu bewegen und die Rahmenbedingungen waren eine Komfortzone, was es nicht wirklich leichter macht, den Mut für Veränderung aufzubringen.

Vermutlich darf ich meinem mentalen Ich sehr dankbar sein, weil es sich mit allen Sinnen meldet, um mich aufmerksam zu machen. Natürlich kämpfe ich dagegen an, versuche es auszutricksen, rede mir alles schön… nützt aber alles nix.

Es ist nicht einfach darüber zu schreiben. Ich tue es trotzdem. Es hilft mir selber bei der Verarbeitung und Akzeptanz und ich wünsche mir, dass es Mut macht. Neben all meiner Freude und Lebendigkeit, ist all das auch ein Teil von mir. Und heute weiß ich, wo ich meine Grenzen ziehen darf und auch muss. Alles, was sich hinter dieser Grenze befindet, ist keine Option.

Im Gegensatz zu früher, schreibe ich solche Artikel allerdings erst, wenn ich bereits an einem Punkt der Lösung angekommen bin. Wenn ich also erzählen kann, dass Mut sich lohnt. Es lohnt sich aufzustehen, für sich selbst einzustehen, Veränderung zuzulassen. Wir müssen nicht verharren und in ewiger Akzeptanz verweilen. Wir dürfen glücklich sein und unser Leben… in Teilen… selbst steuern.


Diese Türen, die sich angeblich öffnen, gibt es wirklich…


Das ist fucking nervenaufreibend. Ohne Frage. Und zwischendurch ist es auch vollkommen ernüchternd und alles fühlt sich nur noch sinnlos an und dann kommt er aber doch… dieser Punkt… an dem das Leben auf einmal weitergeht.

Gebt mir ein bisschen Zeit. Ich weiß, dass sich viele von Euch handfeste Strategien wünschen. Solche, die man nachlesen und vielleicht „nachmachen“ kann. Aber, wenn ich irgendwas nicht bin, dann eine Strategin. Ich bin ein handfestes Bauchgefühl. Die Geschichte wird hier ihren Platz finden, nur noch nicht jetzt und in diesem Moment.

Jetzt… in diesem Moment… darf ich wirklich einfach mal sein. In meinem Tempo regenerieren. Ich kann gar nicht richtig zum Ausdruck bringen, wie notwendig das war. Wie gut sich echte Erholung anfühlt. Nichts zu müssen, aber zu können, wenn man möchte.

Das ist eine Momentaufnahme, keine die ewig währt, aber eben eine, die ich gebraucht habe… genau jetzt.

Ich wünsche Euch den allerschönsten Sonntag.

Eure Andrea

7 Kommentare

    • Claudia

      Moin liebe Andrea,
      Ich bin auf deinen Weg gespannt und hoffe, dass du deine innere Balance findest und ihn dann gut gehen kannst. So wie es sich anhört bist du aber auf dem richtigen Weg. Ich wünsche dir alles Gute.

  • Jacqueline

    Guten Morgen liebe Andrea,
    Jetzt habe ich zum dritten Mal deine Zeilen gelesen, alles gefühlt und dich immer wieder innerlich umarmt
    Deine Offenheit berührt mich unglaublich, alles schon erlebt und manchmal fast verzweifelt
    Ich hoffe sehr, dass diese beschriebene Tür jetzt für dich die richtige ist, Umwege führen auch zum Ziel und das innere Glück verdrängen wir viel zu oft, um andere glücklich zu machen
    Wie oft wird uns so lapidar gesagt…. ach komm, das schaffst du schon, aber niemand sieht diese ewigen inneren Kämpfe mit uns selbst und die vielen schlaflosen Nächte, bis wir die für uns richtige Entscheidung treffen können oder auch nicht

    Ganz liebe Grüße und dir einen schönen Sonntag

  • Silvia

    Ein freundliches Hallo 🍂, ich habe jetzt direkt noch einmal alle Texte gelesen, weil sie einfach mitten ins Herz treffen und die Worte so ehrlich gewählt sind. Man findet sich darin wieder und die ein oder andere Situation hat man selbst erlebt oder gefühlt oder befindet sich gerade selbst an einem Wendepunkt und merkt, dass man „damit“ nicht alleine ist. Ich möchte dir einfach danken für deine Offenheit und dieses Unangepasste ❤️Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass dir die Energie für dein neues Vorhaben nicht ausgeht und freue mich schon jetzt auf die nächsten Texte. Das ist eine Gabe. 🫶Liebe Grüße, Silvia

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Entdecke mehr von EAT PRAY OH FUCK

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Continue reading