#1 FUCK YOU MONEY... DAS GEHALT...
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#1 FUCK YOU MONEY… DAS GEHALT…

Vor ein paar Jahren erzählte mir eine Frau von ihrem „Helikoptergeld“. Sie sagte folgendes zu mir:


„Andrea, ich habe immer so viel Geld auf der Seite, dass ich einfach gehen könnte… Ich könnte meine Kinder schnappen und in einen rettenden Helikopter steigen und die Situation verlassen, wenn es notwendig wäre“.


Mir ist das nie wieder aus dem Kopf gegangen.

Ich hatte kein Helikoptergeld, als ich mich trennte. Eigentlich hatte ich noch nie so richtig Helikoptergeld.

Vor kurzem lief mir dann „Fuck you money“ über den Weg und ich habe die Begrifflichkeiten einfach ausgetauscht. Fuck you money ist durchaus positiv gemeint. Wir sollten alle so viel Fuck you money in der Tasche haben, dass wir im Notfall einen imaginären Helikopter besteigen könnten.

Im Sommer postete das ZDF Heute Journal eine Gehaltstatistik über Frauen. Es ging um das Thema Rente und welches Bruttogehalt man bräuchte, um im Alter einigermaßen überleben zu können. Um eine Rente von ca. 1600 Euro zu erreichen, muss man ca. 45 Jahre lang durchweg 3500 Euro brutto verdient haben.

Ich teilte diesen Beitrag und trat damit eine wertvolle Diskussion meiner Community los. Man kann von diesen Dingen eine ungefähre Ahnung haben… sie dann aber schwarz auf weiß zu lesen, entfaltet nochmal eine völlig andere Wirkung. Mal abgesehen vom Geld, ist es für Frauen grundsätzlich schwierig diese 45 Jahre bei vollem Gehalt zu erreichen, denn in den meisten Fällen kommt so was, wie Familienplanung dazwischen und die ist, in der Regel, recht dynamisch.

Hätte mich 2014 jemand nach meiner Lebensplanung gefragt, hätte ich voller Überzeugung behauptet, ich bin bis ans Ende meiner Tage mit meinem Mann zusammen. Alles war auf 2 Personen ausgelegt, alles wurde geteilt und im Notfall hätte zumindest immer ein Gehalt die Miete zahlen und den Kühlschrank füllen können. Ende 2015 hatten sich die Dinge geändert und ich konnte mir alleine mit Kind und ohne Hilfe nicht mal eine Wohnung leisten.

Man darf eben auch nicht vergessen, dass all diese Sachthemen auch von unglaublichen Emotionen begleitet sind. Versuch mal aufzustehen, wenn du so richtig am Boden liegst, wenn du gerade noch so die letzten Kraftreserven auf dein Kind fokussieren kannst.

Ich hatte von nichts eine Ahnung. Wo und wie kann ich mir Hilfe suchen. Mein Leben war gute 20 Jahre auf Partnerschaft und Familie ausgerichtet und Trennung fühlt sich immer ein bisschen an, wie Stigmata. Alle drumherum sind ein bisschen froh nicht selber betroffen zu sein.

Aber zurück zur Rente, denn dieser Teil meiner Geschichte dient nur als begleitende Info. Erst mit Mitte 40 habe ich wirklich!!! verstanden, wie wichtig es ist für sich selbst und auch finanzielle Vorsorge einzustehen. Es ist schon ein bisschen spät, aber eben noch nicht zu spät. Und der bereits oben erwähnte Beitrag vom ZDF hat mich nochmal ein bisschen mehr wachgerüttelt.


FUCK YOU MONEY… DAS GEHALT…


In der Community Diskussion um das Rententhema offenbarte sich ein noch weiterer Schwachpunkt im System. Mal abgesehen von dieser unfassbaren Zahl von Arbeitsjahren, erhielt ich Unmengen Nachrichten von Frauen, die nicht mal annähernd 3500 Euro brutto im Monat verdienen. Für viele Frauen wäre alleine dieses Gehalt schon ein Segen und ich war… um ehrlich zu sein… ein bisschen sprachlos.

Ich konnte das gar nicht so richtig glauben, bis ich mich vor ein paar Wochen nochmal auf Jobsuche begab und mit lächerlichen Gehaltsangeboten konfrontiert war. 3500 Euro brutto klingen toll, wenn man sich die Miete und Fixkosten vielleicht teilt. Macht man diese Rechnung für sich alleine auf… sieht es düster aus und jetzt kommt mir an dieser Stelle bitte niemand mit „kleinere Wohnung“ oder man kann ja aufs Land ziehen oder oder oder. Das ist Bullshit und nicht die Lösung des eigentlichen Problems.

Die durchschnittlichen Gehaltsangebote lagen bei 2600 – 2800 Euro brutto im Monat. Also on top auch noch weit entfernt von den statistischen 3500 Euro. Wir sprechen hier von einer 40 Stunden Woche im kaufmännischen Bereich mit 30 Jahren Berufserfahrung.

Wenn man sich in den einschlägigen Jobbörsen auf Stellen bewirbt, werden im seltensten Fall Gehälter angegeben. Der Algorithmus der Stellenportale errechnet selber eine Gehaltsstruktur, die aber von der Realität der meisten Unternehmen abweicht.

New York ist an dieser Stelle übrigens Vorreiter. Seit diesem Jahr schreibt New York Gehaltsangaben in Stellenanzeigen vor. Davon darf sich der Rest der Welt gern eine Scheibe abschneiden, denn das bringt endlich die notwendige Transparenz. Nichts sorgt bei einer Bewerbung für so viel Unsicherheit, wie die Gehaltsverhandlung. Der tollste Job hat keinen Wert, wenn er nicht mal meinen Bedarf an Fixkosten in der Basis deckt.

Beim Thema Gehaltsstruktur läuft eine Menge schief und es kann nicht sein, dass Menschen mit Vollzeitjobs und jahrelanger Berufserfahrung trotzdem aufstocken müssen. Und nein… ich verliere auch nicht die unternehmerische Sicht aus den Augen. Personalkosten sind ein riesengroßes Thema und gerade für kleine Unternehmen eine große Herausforderung, aber ich sehe eben auch was passiert, wenn Fairness und Transparenz eine Balance zwischen Mitarbeiter und Arbeitgeber bilden. Es muss schon einiges schiefgehen, wenn sich das nicht gegenseitig befruchtet.

Es ist richtig… der Arbeitsmarkt bietet momentan wirklich alle Möglichkeiten der Veränderung. Es wird wie verrückt gesucht und trotzdem fehlt es noch vielen Unternehmen an der richtigen Mentalität für Mitarbeitergewinnung und dann auch der notwendigen Stabilität in diesem Prozess. Mitarbeiterzufriedenheit ist Gold wert und sie wirkt sich so richtig in echt und positiv aus.

Mich interessiert diese Thematik nicht nur aus finanzieller Sicht, sondern weil es ein so unfassbar spannendes Themenfeld ist…


  • Wie geht Wachstum mit den richtigen Ansätzen zum Thema Leadership?
  • Wie wollen Menschen in der heutigen Zeit wirklich geführt werden?
  • Warum dürfen auch Emotionen Raum am Arbeitsplatz bekommen?


Die Zeiten des „stoischen Vorsichhinarbeitens“ gibt es so nicht mehr. In unseren Köpfen dürfte mittlerweile angekommen sein, dass Arbeit einen großen Teil unseres Lebens ausmacht… ich sag nur 45 Jahre. Wir müssen uns nicht für unser Gehalt entschuldigen. Wir dürfen das verdienen und nicht nur, um unsere Miete und Rechnungen zahlen zu können. Arbeit und Geld darf auch Freude machen.

An dieser Stelle darf und möchte ich Mut machen. Zwischen all diesen Jobangeboten verstecken sich faire und großartige Arbeitgeber. Unternehmen, die den Zeitgeist verstanden haben. Auch dann ist nicht immer alles Gold was glänzt, aber das hebt sich gegeneinander auf, wenn die Basis und das Verständnis von Miteinander geschaffen sind. Das ist unglaublich wertvoll… für alle Beteiligten.

Bevor Ihr also Euer Gehalt verhandelt oder neu verhandelt, stellt Euch immer diese eine Frage:


Kann ich meinen Lebensunterhalt davon alleine bestreiten?


Ist das nicht der Fall, ist es an der Zeit die eigene Situation zu überdenken.

Fuck you money“ wird hier auf dem Blog eine Artikelreihe werden. Ich kann Euch keine Tipps zu Krypto, Immobilien oder Aktienkursen geben. Was ich kann… ist auf die Nase fallen (gern auch 2 oder 3 mal)… es dann besser machen und den Weg der Veränderung mit Euch teilen. In der nächsten Folge wird es um das Thema Bewerbungen gehen, denn dazu haben mich in den letzten Monaten richtig viele Fragen erreicht.

Ich wünsche Euch ein wundervolles 3. Adventswochenende und denkt beim Thema Weihnachtsgeschenke auch ein bisschen an Euch selbst.

Eure Andrea

4 Kommentare

  • Jacqueline

    Liebe Andrea, du hast wieder einen tollen Beitrag geschrieben, Thema Gehaltsunterschiede für die gleiche Arbeit ist für viele so festgefahren und oft traut Frau sich nicht, dies anzusprechen, weil es ja immer schon so war

    Einen wundertollen 3. Advent wünsche ich dir und bin schon gespannt auf die nächsten fuck you Money Beiträge
    Liebe Grüße Jacqueline

  • Gina

    Ich denke, das gesamte System muss kollabieren, besonders der soziale Bereich. Alle ehrenamtlichen Mitarbeiter sollten ihr soziales Engagement einstellen, denn gerade sie sorgen mit ihrer Empathie und Nächstenliebe dafür, dass weniger zu bezahlendes Personal eingestellt wird, zum Teil sogar durch sie ersetzt wird und das Einkommen nicht an den gesellschaftlichen Lebenskosten angepasst wird. Befristete Arbeitsverträge, absurde Arbeitsbedingungen, Mindestlohn, oft keine weiteren Zulagen etc sind hier leider sehr oft die Regel. Und das oft bei 3stelligen Millionenumsatz. Der gesamte soziale und Bildungssektor ist in unserem Land scheinbar nichts wert. Und gerade hier arbeiten viele Frauen.

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