#4 SUNDAYS... IRGENDWIE, IRGENDWO, IRGENDWANN...
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#4 SUNDAYS… IRGENDWIE, IRGENDWO, IRGENDWANN…

Ich weiß gar nicht so recht, wo ich anfangen soll. Diesen Sonntag geht es gar nicht um ein bestimmtes Thema. Ich möchte gern meine Gedanken zu dieser Woche ordnen und einordnen und sie ein Stück visualisieren.

Zu Beginn dieses Jahres war nicht mal annähernd abzusehen, wo ich Ende des Jahres stehen würde. Im Januar waren die Pläne noch anders, als im März, im Oktober waren die Pläne anders, als im August und das zog sich quer durch diese 12 Monate. Eigentlich zog es sich quer durch die letzten 3 – 4 Jahre.

Ja, ich weiß… man kommt nie wirklich an, denn das Leben ist eine Reise. Und trotzdem ist es so… ich komme gerade an. Jede Faser meines Körpers schreit mir das zu. Ich fühle es Tag für Tag. Intensiv. Es ist das allerbeste Gefühl, was ich seit Ewigkeiten hatte. Ein Schleier innerer Ruhe legt sich über mich, so groß die eine oder andere Herausforderung auch noch sein mag… nichts kann mir dieses Gefühl von Ruhe und Sicherheit gerade nehmen.

Die vergangene Woche hat mir mein Selbstvertrauen zurückgegeben. Und erstaunlicherweise lassen gute Erfahrungen einen langen Zeitraum in einem völlig anderen Licht erscheinen. Kein Frust, keine Verbitterung, keine negativen Gedanken. Lediglich das Wissen… alles hat dann doch irgendwie einen Sinn und vertraut man sich selber, öffnet Herz und Verstand… führt es unweigerlich an die richtigen Orte, zu den richtigen Menschen.

Ich bin richtig gut darin mich selber klein zu reden, mich schuldig zu fühlen, Buße zu tun auf ungewöhnlichen Wegen. Es gibt äußerst selten die Momente, in denen ich mich wach rüttle und mal von oben auf die vergangenen 8 Jahre blicke. Denn die waren geprägt von 3 Dingen:


  • Mut
  • der Liebe zu meinem Sohn
  • der Verbitterung auszuweichen


Die Wochenrückblicke nach meiner Trennung waren voller Schmerz, Enttäuschung, Trauer und auch Hoffnung. Ja, sie waren damals auch schon reflektiert, aber nicht immer. Ich wollte gehört werden. Ich wollte Zuspruch. Ich wollte einfach manchmal wütend sein. Wenn man sich trennt, ist man oft ganz schön einsam und liegt verwundet in der Ecke, ohne sich richtig mitteilen zu können. Der Blog war meine Möglichkeit emotional damit umzugehen und mir selber zuzuhören.

Es ist Zeit für einen Kassensturz. Wo stehe ich nach 8 Jahren. Reichen Liebe, Mut und der fromme Wunsch, sich nicht in Verbitterung zu verlieren, aus?

Ja.

8 Jahre klingen verdammt lang, aber rückblickend sind sie an uns vorbeigerauscht. Zu meinem Ex-Mann verbindet mich ein freundschaftliches Verhältnis. Eine Verbindung, die uns vermutlich bis ans Ende unseres Lebens eint, weil wir ein Kind haben. Alles hat sich normalisiert, nichts fühlt sich mehr fremd an. Wir konnten dem Sturm standhalten und das hat uns beiden die Möglichkeit gegeben das Leben zu führen, was sich für uns – jeweils – richtig anfühlt.

Wir waren voller Wut aufeinander, haben gelitten, wollten loslassen und konnten es nicht so richtig, aber wir haben uns nicht gegenseitig zerstört. Und das, was wir jetzt sind, wo wir miteinander stehen… passiert… wenn man dem Gefühl von Verbitterung bewusst ausweicht. Wenn man sich nicht auf Zerstörung, sondern Liebe konzentriert.

In wenigen Tagen wird Luca 19. Und 2023 endet damit, dass ich nicht mehr für alles und jeden mitdenken muss. Ihr kennt das… eigentlich wünscht man sich in solch einen Zustand hinein und wenn es dann soweit ist, merken wir erstmal, wie konditioniert wir darauf sind für andere da zu sein.

Mir fällt es manchmal richtig schwer, einfach nur was für mich zu tun und nicht darüber nachzudenken, wie ich noch mein Kind und die gesamte Peripherie einplanen muss. Manchmal muss ich mir richtig laut zuflüstern:


Andrea, du darfst das jetzt tun. Nur für dich… darfst du das jetzt tun.


Ich bin immer noch in der Gewöhnungsphase, was das angeht, aber es wird besser.

Gestern war ich mit Ivonne in der Stadt. Aus super spontan wurden einige Stunden. Wir haben geshoppt, gelacht, geweint. Und nein, wir haben nicht geweint wegen der Summen auf den Kassenbons. Später war ich mit Luca auf dem Weihnachtsmarkt im Werk 2 in Connewitz. Ich durfte Glühwein trinken, er ist gefahren. Dieses Leben, in Leipzig, fühlt sich an wie ich. Ich bin einfach richtig hier.

Und im Laufe der vergangenen Woche wurde mir schlagartig bewusst, dass ich mit völlig anderem Boden unter den Füßen in das neue Jahr starten darf. Er ist fest, er gibt mir Struktur und er zeichnet ein Bild von einem Weg, den ich gern weiterlaufen möchte. Ich möchte es wirklich hinausschreien:


Endlich Endlich Endlich…


Ich fühle mich geliebt. Gesehen. Angekommen. Ich fühle mich als Teil von etwas. Ich hocke hier in diesem warmen, gemütlichen Bett, in diesem schönen Zuhause. Ich besitze eine neue Smiley Tasse (oh Gott… Ihr werdet mich beneiden) und ich darf morgen arbeiten gehen.


Healing doesn’t mean the damage never existed. It means the damage no longer controls your life.


Danke fürs Zuhören. Ich wünsche Euch den schönsten 2. Advent.

Eure Andrea

11 Kommentare

  • Jacqueline

    Liebe Andrea, wie schön!
    Ich fühle mit dir und genau das ist es, warum ich dir so gerne folge.
    Du sprichst exakt das aus, was auch mich bewegt.
    Egal, in welcher Situation jeder von uns steckt – es geht immer weiter und alles hatte seinen Sinn.

    Alles wird gut!

    Sonnige Sonntagsgrüße aus Unterfranken.

    Jacqueline

  • Heike KNOPS

    Liebe Andrea, ich folge dir schon einige Jahre. Es freuen sich bestimmt ganz viele Leser aufrichtig mit dir über dein „Angekommensein“ und ich auch. Du hast es dir wirklich erarbeitet und mehr als verdient! Ich habe dich immer für deine Energie bewundert, aber manchmal auch Angst gehabt, dass du zusammenklappst, weil manche Aktionen schon sehr anstrengend aussahen und es auch sicherlich waren. Ich freue mich wirklich für dich und wünsche dir, dass diese Zufriedenheit bleibt, und du das Leben genießen kannst. Dir und deiner Familie wünsche ich schöne Weihnachten.Liebe Grüße aus NRW …Heike p.s Aber bitte weiter schreiben! Auch wenn das Leben leichter wird, du kannst schreiben!

    • Kirsten

      Liebe Andrea,

      ich bin schwerem Gemüt in den Sonntag gestartet, weil ich mich oft so lost fühle. Meine Kinder sind alle drei erwachsen, ich lebe alleine mit meinen 2 kleinen Hunden und bin oft so erschöpft von der Arbeit, dass mich alles überfordert. Das Wochenende rast, ich habe tausend Dinge zu erledigen, wofür in der Woche die Zeit fehlt und für mich bleibt nichts. Ich habe einfach keine Kraft, mich aus diesem Hamsterrad zu befreien.
      Jetzt sitze ich hier, müsste eigentlich putzen, was ich gestern schon tun wollte, aber zu müde war, und habe schon wieder ein schlechtes Gewissen, dass ich die Zeit vertrödele.
      Du bist für mich, auch wenn du selbst deine Struggles hattest, der Inbegriff der Powerfrau.
      Mein größter Wunsch ist es, auch endlich anzukommen, mich geliebt zu fühlen und mein bestes Leben zu leben.
      Du sprichst mir immer so sehr aus der Seele.
      Hab einen zauberhaften 2. Advent!!
      Alles Liebe Kirsten

  • denise

    Liebe Andrea, besten Dank für die Mitnahme in deine Gedanken. Und: JA, JA, JA.
    Das Zitat habe ich mir gleich kopiert,
    Dir einen guten 2. Advent. Beste Grüße nach Leipzig aus Ludwigsburg.
    Denise

  • Ivonne

    Wie schön das gestern war! Und wie schön heute mit deinem Blogpost in den Tag zu starten. Zur Smiley-Tasse sag‘ ich nur :“Tor 8!“
    Lieb’s!

  • Maria

    Hallo liebe Andrea,
    oh ja, du beschreibst die Ablösung von den Kindern genau so, wie es ist.
    „Ja, ich kann jetzt einfach losfahren – ohne nachzudenken, wie die Kinder versorgt sind!“
    Diesen Gedanken muss man erst erlernen.

    Ein super Bericht mit deinen ehrlichen Gedanken!
    Ich finde mich sehr oft darin wieder!

    Ich wünsche dir den allerschönsten Sonntag zum 2..Advent!

    Herzliche Grüße von
    Maria

  • Tanja Meiwes @millamiichen

    Liebe Andrea,
    So schön geschrieben 😍 ich verfolge deinen Weg ja auch schon länger 🙂 Ich freue mich so sehr für Dich !!! Fühl Dich fest gedrückt 🫶😘

  • Suse

    Ich kann immer nur nicken, wenn ich dich lese, liebe Andrea😊
    Ich kenne das auch, dass man plötzlich in der Küche steht und denkt: wie jetzt!? Ich hab nichts zu bügeln für das Kind, nichts zu kochen, nichts zu organisieren? Das Bad ist immernoch sauber, weil das Kind nicht zu Hause war über Nacht?
    Ich kann mir ein Brot schmieren und ein Buch lesen, weil nichts mehr zu tun ist?
    Klasse! Aber irgendwie fehlt das dann auch wieder. Solange, bis man sich daran gewöhnt hat.
    Liebe Grüße, Susanne

  • Zehra

    Liebe Andrea,

    Erstens wünsche ich dir ein wunderschönes neues Jahr.
    Ich lese so gerne Alles was du Hier schreibst. Jedes wort gibi mir (bestimmt auch für andere)
    Mut und freude.
    Liebe Grüsse….

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