Nennen wir die Realität doch mal beim Namen... wenn wir selber nicht nochmal richtig aufs Gas drücken, sind wir eine ziemlich unsichtbare Generation von Frauen. Dienst getan. Ab in die Ecke. Für Werbung von Produkten für Inkontinenz oder groß angelegten Kampagnen zur Menopause reicht's grad noch. Aber..... Jammern hat ja bekanntlich noch nie geholfen. Lasst uns also sichtbarer werden und sei die Bubble, in der wir uns bewegen, noch so klein.
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BACK TO GOOD OLD HABITS (zurück zu guten, alten Gewohnheiten)

Manchmal oder sogar ziemlich häufig, sitze ich im ICE Richtung Berlin und wieder zurück und vermisse immer wieder meinen (privaten) Laptop. In der Regel habe ich alles dabei. Kopfhörer. Ein Buch. Mein Smartphone. Aber die meiste Zeit schaue ich aus dem Fenster, lasse die Welt an mir vorbeigleiten und hänge meinen Gedanken nach.

Ich liebe das monotone Geräusch des Zuges ebenso wie die Geräuschkulisse in einem Café. Es fühlt sich immer wieder wie eine Aufforderung an. Schreibe. Schreib endlich wieder. Formuliere die Gedanken in Worte und schicke sie auf die Datenautobahn.

Schon während ich all diesen Gedanken nachhänge und mir fest vornehme meinen eigenen Wünschen, Taten folgen zu lassen, weiß ich… sobald ich am Bahnhof ankomme, ist der Moment vorbei. Ich komme Zuhause an, kümmere mich um die Hunde, höre meinem Sohn zu, vielleicht kaufe ich noch ein, erledige ein bisschen Haushalt… und falle todmüde ins Bett.

Die Tage sprinten an mir vorbei, als gäbe es ein Formel 1 Rennen zu gewinnen.

Und dann ist da auch manchmal Angst vor der eigenen Courage. Es gehört Mut dazu sich zu öffnen. Sich angreifbar zu machen. Geschriebene Worte bieten Raum zur Interpretation. Möchte ich das wirklich? Möchte ich wirklich wieder leichte und manchmal auch tiefsinnige Gedanken teilen? Wo ziehe ich die Grenze? Kann ich Übergriffigkeit aushalten?

Aber zwischen Alltag und Job und Alltag und Job und Alltag und Job melden sich lautstark immer wieder diese Fragen:


  1. Wer bist du neben all dem?
  2. Wer willst du sein?
  3. Willst du noch irgendwo hin?
  4. War es das jetzt?


46 Jahre alt oder jung. Kind erwachsen. Getrennt. Single. Beruf solide. Die Wechseljahre im Anmarsch.

Nennen wir die Realität doch mal beim Namen… wenn wir selber nicht nochmal richtig aufs Gas drücken, sind wir eine ziemlich unsichtbare Generation von Frauen. Dienst getan. Ab in die Ecke. Für Werbung von Produkten für Inkontinenz oder groß angelegten Kampagnen zur Menopause reicht’s grad noch. Aber….. Jammern hat ja bekanntlich noch nie geholfen. Lasst uns also sichtbarer werden und sei die Bubble, in der wir uns bewegen, noch so klein.


BACK TO GOOD OLD HABITS


Es ist Samstag. Ich sitze in Berlin Mitte im Café Einstein (davon gibt es verdammt viele) und lese das Buch über Heiterkeit von Axel Hacke. Es ist gerade 08 Uhr morgens und mein Herz klopft vor Freude. Ich hab das Café ganz für mich und bin schon auf den ersten Seiten, wie in eine warme Strickjacke gehüllt. Der Tee mit den Zitronenscheiben und der Pfefferminze dampft vor meiner Nase. Ich lese Worte, die mit gefühlter Leichtigkeit geschrieben sind und ich fühle mich rundum wohl damit und dem, was sie mir erzählen. „Das will ich auch“, denke ich.

Meine Freundin Ivonne sagte vor ein paar Wochen zu mir „wenn man irgendwas nicht mehr wirklich muss, wird man faul und verfolgt es nicht mehr, schiebt es auf“. Es braucht also Selbstdisziplin, egal wie stark der Wunsch danach ist. Ich möchte auch Gewicht verlieren (ziemlich starker Wunsch) und komme nicht aus den Puschen.

Ich muss nicht mehr schreiben. Es hängt nichts mehr davon ab. Keine Miete, kein voller Kühlschrank, kein neues paar Schuhe.

Ich darf schreiben.

Das ist ein großer Unterschied. Einer, den ich selber nicht wahrhaben wollte. Und ich möchte schreiben. Es hilft mir die Welt zu verstehen und mich selbst zu verstehen. Es ist ein erwiesener, therapeutischer Akt der persönlichen Reflexion. Vor 10 Jahren war es genau das, als ich damit anfing. Nie gab es einen großen Plan, nur den unbändigen Drang Buchstaben tanzen zu lassen und nach einer abenteuerlichen Reise bin ich wieder genau hier… am Anfang. Was für ein Glück.

Ich mag mich gar nicht mehr unbedingt neu erfinden, aber ich möchte exakt die Dinge tun, die mir Freude machen… und ich habe zwar eine Weile nach Antworten gesucht, aber dank Axel Hacke lagen sie dann, wie ein Berg voller kleiner Geschenke vor mir. Tu das, was bereits in dir liegt. Lass deine Gedanken über die Tastatur schweifen und halte die Facetten des Lebens fest… für dich selbst und die, die es gerne lesen wollen. Und vielleicht besuche ich irgendwann ein Schreibseminar. Aber am besten eins mit Fenster zum Watt.


Sylt eatprayohfuck


Es wird mir also ein Fest sein, Euch hier mit geschriebenen Worten unterhalten zu dürfen. Kein Podcast, keine künstliche Intelligenz. Kein fancy shit… sondern ein Oldschool Blog ohne viel TamTam… auf das wir das Lesen nie verlernen mögen.

Eure Andrea

41 Kommentare

  • Christine Bartel-Bevier

    Liebe Andrea, ich freue mich sehr für dich und auch für mich😊, dass du wieder mit dem Schreiben beginnst. Ich habe es vermisst und bin nun voller Vorfreude auf das, was da kommt. Du kennst ja sicherlich den Spruch “ do more of what makes you happy“🤗 Liebe Grüße Christine

  • Saskia

    Liebe Andrea,

    wie schön . Ich freue mich für dich und auch für mich und alle deine Leser:innen.

    Ich bin neugierig und gespannt auf deine Texte .

    Liebe Grüße
    Saskia

  • Silke Schzipior

    Moin…. Wie schön… Ich freue mich auf alles was da kommt… Und Dankeschön das du das mit uns teilen wirst/möchtest/machst!

  • Martina

    Hi Andrea
    Ich freue mich schon was alles neues von dir kommt. Es ist erfrischend und unterhaltsam deine Gedanken zu lesen.
    Liebe Grüße
    Martina

  • Gudrun

    Liebe Andrea,
    schön, dass du wieder da bist. Ich hatte dein Dreiraumhaus unter Favoriten gespeichert und habe manchmal draufheschaut und wusste, dass da kein neuer Text erscheint. Schade, habe ich gedacht. Ich habe deine Gedanken vermisst. Jetzt freue ich mich, wieder von dir zu hören.
    Liebe Grüße
    Gudrun

  • Susanne

    Hallo liebe Andrea,ich habe dir mal vor langer Zeit ein Lesezeichen geschickt.Ich weiß natürlich,dass es irgendwo rumliegt und Herr Hacke sein Buch bestimmt schon einige Knickohren hat.Egal,ich freu mich auf deine Texte,knick soviel du willst.Liebe Grüße, Susanne

  • Maria

    Hallo Andrea,
    wie wundertoll, dass du wieder schreibst!
    Ich habe deine Worte förmlich verschlungen! Du schreibst so flüssig und interessant, dass ich dich quasi sprechen höre.
    Und ich kann mich den ganzen Kommentaren nur anschließen – sie sprechen mir aus der Seele.
    Ich freue mich jetzt schon total auf deine weiteren Gedanken – mache unbedingt weiter so, du machst das KLASSE!! 🥰👍🍀😘
    Liebe Grüße von
    Maria

    • Andrea

      Liebe Maria, danke danke danke für diesen Kommentar. Ich weiß, ich kann manchmal nicht so ausführlich antworten, aber ich sehe sehr wohl was Du mir schreibst und weiß die Treue als Leserin sehr zu schätzen. Danke dafür.

  • Jacqueline Stier

    Liebe Andrea, genau das habe ich so vermisst 😍 ich danke dir von Herzen, dass du endlich wieder genau diese Texte schreibst, uns genau da abholst, wo du vor gefühlten Jahren…aufgehört hast
    Ich habe mich immer darin wieder gefunden, du hast immer den Finger auf der Wunde gelegt und zum nachdenken über das eigene Leben angeregt
    Vielen Dank und höre bitte nie wieder damit auf
    Liebe Grüße Jacqueline

  • Silvia

    Jubidubidu!!!!!!
    So so wunderschön dich zu lesen!
    Liebe Andrea, es ist ein Genuss!
    Ich erinnere mich gerade, wie ich mich immer auf dich und deine wundervollen Beiträge Sonntagsmorgens gefreut habe. 😘

  • Britta Mentzel

    Liebe Andrea,

    ich folge dir nun schon lange und habe deine Texte immer verschlungen. Du kannst so wundervoll aussprechen/schreiben was einem durch den Kopf geht. Du sprichst mir sozusagen aus der Seele.
    Ich freue mich schon so sehr auf deine neuen Gedanken, Erlebnisse und Entwicklungen. Ich bin gespannt.

    Liebe Grüße
    Britta

  • Andrea

    Hallo Andrea,

    tatsächlich folge ich Dir bereits seit vielen Jahren und kenne noch den „Montagsmampf“ auf Dreiraumhaus.de.

    Ich freue mich sehr, wieder mehr von Dir lesen zu dürfen:-)

    LG aus dem hohen Norden

    Andrea

  • Annette

    Liebe Andrea,

    wie schön, wieder von Dir zu lesen. Ich folge Dir schon seit langem und habe immer sehr gerne das dreiraumhaus gelesen. Was mir immer noch in Erinnerung ist, war die heisse Diskussion über ein aufgeklapptes Buch – zum Glück hast Du Dich von solchen Angriffen nie abhalten lassen weiter zu machen!

    Liebe Grüße, Annette

  • Julia

    Liebe Andrea,

    Ich stell dann schon einmal die Musik laut für den nächsten Tanz der Buchstaben ……. 😊

    Liebste Grüße aus HH
    Julia

  • Cora

    Danke, dass du wieder schreibst, und dass mir nicht der hundertste Podcast angeboten wird. Ich wünsche dir eine interessierte und lebendige Leserschaft.

  • Moni

    Hi Andrea,
    freue mich so, wieder von Dir zu lesen. Einfach nur schön Deine Texte, Deine Ansichten, Deine Gedanken.
    Bei den meisten Dingen schreibst Du mir einfach aus der Seele. Alles Gute für Dich und ganz viel Freude beim Schreiben.
    Liebe Grüße, Moni aus dem Schwarzwald

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